Lösungen von der Stange greifen meist nicht, wenn es um die Übergabe eines Unternehmens geht. Zur Komplexität der Prozesse, die je nach Branche und Geschäftsmodell stark variieren, gesellen sich emotionale Faktoren – beim abgebenden Unternehmer genauso wie beim Nachfolger. Da ist bei jedem Einzelfall viel Fingerspitzengefühl gefragt. Die HVB-Spezialist:innen bieten genau das, außerdem viel Know-how und Erfahrung sowie die passenden Bankprodukte und ein weitreichendes Netzwerk. Marion Pflügner, Konrad Brummer und Andreas Wagner aus dem HVB-Spezialisten-Team berichten aus ihrem Erfahrungsschatz.
Im Gespräch: Marion Pflügner, Konrad Brunner und Andreas Wagner, Spezialist:innen für Unternehmensübergabe und -nachfolge.
Andreas Wagner: Das wichtigste Thema ist natürlich, überhaupt einen passenden Nachfolger zu finden. Aber auch die Einigung auf den Kaufpreis, rechtliche Aspekte oder der bürokratische Aufwand können Probleme bereiten. Dazu kommen Herausforderungen, die das Unternehmen selbst mitbringt, wenn zum Beispiel schon länger nichts mehr modernisiert oder investiert wurde.
Marion Pflügner: Auch die Kommunikation ist von großer Bedeutung. Wie viel Transparenz schafft man bei Kunden, Lieferanten und Mitbewerbern“.
Marion Pflügner: Das Unternehmen, das übergeben werden soll, ist oft das eigene Lebenswerk oder das der Eltern. Es wurden dafür meist viele Opfer erbracht. Da fällt es vielen schwer, Kontrolle abzugeben, loszulassen, nicht mehr gebraucht zu werden und jemand Neuem Vertrauen zu schenken. Die Übernehmenden wiederum haben oft Sorge, zu versagen oder in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Besonders komplex wird es, wenn viele aus der Familie mitreden.
Konrad Brummer: Das ist sehr unterschiedlich und hängt von der Komplexität des Unternehmens ab. Wenn zum Beispiel ein Nachfolger erst aufgebaut werden muss, kann das mehrere Jahre dauern. Einen zeitlichen Vorlauf von mindestens einem Jahr sollte man auf alle Fälle berücksichtigen.
Marion Pflügner: Die Finanzierungsstruktur von Seiten der Bank steht meist schon in ein paar Wochen . Aber wir sind ja nicht die einzigen Beteiligten. Dazu kommen notwendige Anpassungen der Strukturen und Gespräche mit externen Partnern.
Marion Pflügner: In erster Linie achten wir auf die Altersstruktur des Gesellschafterkreises und die Zusammensetzung der Anteilseigner. Aber auch, wenn wir beispielsweise beobachten, dass ein Unternehmen schon seit längerer Zeit nicht mehr investiert hat oder sich Eigenkapital und Liquidität nachteilig entwickeln, werden wir hellhörig. Bestimmte Branchen, die mit Schwierigkeiten wie gesättigten Märkten, steigenden Kosten oder Fachkräftemangel konfrontiert sind, können ebenfalls ein Anlass sein, eine Übergabe in Erwägung zu ziehen. Und das sprechen wir in der Beratung dann proaktiv an.
Quelle: IfM Bonn (12/21), Daten und Fakten Unternehmensnachfolgen in Deutschland 2022-2026, Abb. 5, www.ifm-bonn.org
Konrad Brummer: Dafür gibt es keine Regel. Neben der fachlichen Eignung benötigt ein Nachfolger auch kaufmännische Fähigkeiten und vor allem Führungsqualitäten. Die findet man nicht automatisch in der eigenen Familie.
Marion Pflügner: Für die Übergabe innerhalb der Familie spricht natürlich, dass dann ähnliche Werte gelten und bei den Mitarbeitenden eine gewisse Akzeptanz besteht. Falls die Familie jedoch nicht interessiert ist, sollten Unternehmer ihre Netzwerke aktivieren, zum Beispiel Verbände oder IHK-Gruppen, in denen sie bereits aktiv sind. Für eine vertikale Integration sind Zu- und Nachlieferer interessant oder die Mitbewerber.
Konrad Brummer: In diesem Zusammenhang ist auch „nexxt-change“ zu nennen, Deutschlands größte Unternehmensnachfolge-Börse des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, der KfW Bankengruppe und anderen Partnern. Darüber hinaus gibt es sehr viele privat organisierte Anbieter, die je nach Interessenslage und Branche in Frage kommen können.
Konrad Brummer: Unternehmensübergaben haben sich massiv verändert. Derzeit gibt es viele Unsicherheiten wie den Fachkräftemangel, Lieferengpässe oder die hohen Energiepreise. Das kann auf potenzielle Übernehmer, die aus dem eigenem Unternehmen oder der Familie stammen, schon abschreckend wirken. Stattdessen treten heute viel mehr Investoren auf, die insbesondere in kleineren Unternehmen lukrative Erfolgsfaktoren erkennen. Zudem bieten neue technische Möglichkeiten viele Chancen, zum Beispiel die Einführung von E-Commerce in einem Betrieb der „alten Schule“ oder die Nutzung von KI zur Optimierung der Kostenstruktur.
Marion Pflügner: Auch der demografische Wandel bringt viele Veränderungen mit. Früher standen wenige abgebende Unternehmen einer hohen Zahl an Interessenten gegenüber. Inzwischen wollen viele Unternehmer der Generation „Babyboomer“ ihre Firmen aufgeben, stoßen aber auf viel weniger Übernahmeinteressenten. Gleichzeitig ist das Bildungsniveau gestiegen und damit für viele potenzielle Übernehmer die Karrierechancen außerhalb des Familienbetriebs – und dies aufgrund der zunehmenden Globalisierung auch weltweit.
Konrad Brummer: Das ist stark abhängig von der Größe des Unternehmens. Firmen mit Finanzierungsbedarf unter fünf Millionen Euro nutzen häufig öffentliche Refinanzierungsdarlehen der KfW oder anderer Landesförderinstitute mit entsprechenden Instrumenten zur Risikoentlastung, wie zum Beispiel Ausfallbürgschaften. Wir als Bank recherchieren die bestmögliche Kombination an Beihilfen und koordinieren die Abwicklung.
Marion Pflügner: Auch bei mittelständischen Unternehmen mit Finanzierungsbedarf über fünf Millionen Euro kommen häufig Förderprogramme zum Einsatz. Außerdem werden Roll-over-Kredite nachgefragt. Diese Kreditform weist mehr Flexibilität auf als Förderdarlehen. Roll-over-Kredite sind als Eurokredite oder Bankdarlehen in den Varianten Fest- oder Tilgungsdarlehen ausnutzbar und können bei Tilgungsvarianten auch endfällige Bullet-Tranchen beinhalten.
Marion Pflügner: Wir haben dafür verschiedene Spezialistinnen und Spezialisten im Einsatz: das Team für Gründung und Unternehmensnachfolge, das Competence Center mit den Nachfolgespezialisten oder das Team für „Mergers & Acquisitions“ – um die wichtigsten zu nennen. Wir agieren hierbei als Netzwerkpartner aus unserem Firmenkundenportfolio, aber im Schwerpunkt über unsere Kolleginnen und Kollegen auf der Wealth Management und Equity Solutions Seite, und übernehmen die finanzielle Überprüfung des ausgewählten Nachfolgers. Auf Privatkundenseite kümmern wir uns um die Themen Vermögensanlage und -nachfolge.
Konrad Brummer: Wichtige Ansprechpartner sind natürlich die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, mit denen das Unternehmen schon jahrelang zusammenarbeitet, sowie juristische Experten bei gesellschaftsrechtlichen und transaktionsrechtlichen Fragen. Als Bank stellen wir unseren Kunden gerne das gerade angesprochene Netzwerk aus Beteiligungsgesellschaften zur Verfügung, falls die Eigenkapital-Mittel des Übernehmenden nicht ausreichen. Für die Anlage des Verkaufserlöses wiederum ziehen wir unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Wealth Management hinzu.
Andreas Wagner: Was uns ganz klar auszeichnet, ist unser durchgängiges Spezialisten-Netzwerk. Wir haben hier neben den Produktspezialisten vor allem regional aufgetsellte Teams, die speziell zu Nachfolge beraten. Dazu kommen unsere engen Beziehungen zu Förderinstituten und unsere weitreichende Kompetenz im Bereich Mergers & Acquisitions.
Konrad Brummer: Genau, unser Netzwerk zu verschiedenen Landesförderinstituten, aber auch Bürgschaftsbanken und mittelständischen Beteiligungsgesellschaften dürfte beispiellos sein in der Bankenlandschaft. Von unseren seit Jahrzehnten bestehenden und gepflegten Kontakte können unsere Kunden in hohem Maße profitieren. Durch diese enge Verzahnung erkennen wir bereits zu Beginn vieler Projekte, welche Konstellationen überhaupt möglich und sinnvoll sind. Und dieses Wissen geben wir an unsere Kunden weiter, die dadurch ein hohes Maß an Finanzierungssicherheit genießen. Kurz: Wir sind einfach lieferfähig und halten unsere Versprechen. Außerdem bieten wir für jede Größenordnung die passenden Spezialistinnen und Spezialisten. Wir begnügen uns nicht mit Standardlösungen, sondern berücksichtigen die Individualität jedes Kunden. Das macht uns im Vergleich zu anderen Banken einzigartig.