Sie bieten Finanzierung, Know-how und Mentoring: Inkubatoren und Acceleratoren sollen Start-ups mit digitalen Geschäftsmodellen schneller wachsen lassen. Lohnt es sich für Mittelständler, dabei zu sein? Und wenn ja: wie?
„Demo Day“, das war früher etwas mit Fahnen, Megafonen und Sprechchören, wo man zeigte, wogegen man steht. „Demo Day“, das ist heute etwas mit Beamern, Mikrofonen und Pitches, wo man zeigt, wofür man steht. Denn beim Demo Day zeigen Start-ups, was sie gelernt haben – am Ende ihrer Zeit in einem „Accelerator“. Beim ersten Demo Day des Hamburger „Next Media Accelerators“ beispielsweise traten die Gründerteams von Unternehmen wie „Spotgun“, „Spectrm“, „AdTriba“ oder „Nqyer“ auf die Bühne. Dort erläuterten sie, warum die Welt gerade jetzt auf ihr - zugegebenermaßen - merkwürdig klingendes Produkt gewartet hat: auf „Relevant Content Distribution via Messenger“ oder „Data Science powered Attribution Modeling SaaS“.
Quelle: Deutscher Startup Monitor 2021, Bundesverband deutscher Startups e.V., PwC.
Der öffentliche Auftritt ist fast so etwas wie eine zweite Geburt für ein Gründerteam, das gerade seine Druckbetankung im Accelerator hinter sich hat: Entwicklung und Test des Geschäftsmodells, Prototypen, Wettbewerbssituation, Co-Working und Mentoring, Training von öffentlicher Präsenz, Verhandlungen mit Investor:innen und Elevator Pitches.
Aber genau daraus können dann Chancen für andere Unternehmen erwachsen: Durch die harten Trainings lernen die Gründer:innen zum einen, die Bedürfnisse des Marktes einzuschätzen. Zum anderen lernen sie Standards in Sachen Management und Finanzierung kennen – woraus gute Gelegenheiten für Investor:innen und bereits bestehende Unternehmen entstehen, sich an Start-ups und deren Geschäftsideen zu beteiligen. Innovationen jenseits der ausgetretenen Pfade lassen sich oft besser realisieren, wenn man sich auf Partner:innen einlässt, die bereits in der digitalen Welt unterwegs sind. Auch die Sichtbarkeit in der Start-up-Community – Stichwort Kooperationen – oder das frühzeitige Investieren in ein Geschäftsmodell mit möglicherweise großen Erfolgsaussichten motivieren etablierte Unternehmen dazu, sich an Gründerprogrammen zu beteiligen.
Das Konzept des Accelerators ist genauso wie das des Inkubators im Umfeld der immer breiteren Start-up-Bewegung entstanden. Beide sollen Gründerinnen und Gründern von Unternehmen dabei helfen, sich schnell zu professionalisieren und den Schritt von der Idee zum florierenden Geschäft zu schaffen. Inkubatoren setzen dabei noch einen Tick früher an und arbeiten gezielt mit Einzelpersonen oder Gründerteams, die aus einer Geschäftsidee ein Unternehmen machen wollen, aber nicht wissen, wie sie das anstellen sollen. In Acceleratoren sind eher frisch gegründete Start-ups anzutreffen, die sich in ihrem Markt etablieren und die nächste Entwicklungsschritte gehen wollen.
Inkubatoren und Acceleratoren sind vorwiegend in Großstädten sowie rund um Universitäten herum zu finden, und meistens ist zumindest einer der Betreiber eine große Institution oder ein Großunternehmen: Beim „Next Media Accelerator“ sind beispielsweise mehrere Schwergewichte aus der Medienbranche wie Axel Springer und der Spiegel Verlag beteiligt. Viele Branchenriesen betreiben darüber hinaus sehr erfolgreich ihren eigenen Accelerator, wie zum beispiel die AUDI Denkwerkstatt oder das SAP Innovation Center Network.
Förderprogramme für Gründer:innen sind fester Bestandteil der Digitalwirtschaft. Den Teilnehmer:innen wird dort unter anderem mit Business-Tipps, technologischem Know-how, Büroflächen und wertvollen Kontakten unter die Arme gegriffen. Trotzdem – und wohl auch aufgrund der zunehmenden Konkurrenz – ist der nachhaltige wirtschaftlicher Erfolg für die „Absolventen“ kein Selbstläufer. Klicken Sie sich durch unsere Galerie, um einige Klassenbeste kennenzulernen.
Für Mittelständler, die einen Fuß in die Start-up-Szene hineinbekommen wollen, hat Schönenberger drei interessante Vorschläge: Lohnen könne sich erstens die Kooperation mit einer Hochschule vor Ort. Praktisch an jeder Hochschule gibt es Programme oder Institutionen, die Existenzgründungen aus der Forschung heraus unterstützen. Sich als Unternehmen aus der Region daran zu beteiligen, kann hilfreich sein, um Zugang zu neuen Geschäftsideen und Talenten zu bekommen.