Gefüllte Weinblätter, duftende Oliven, kühler Ayran und süßer Tee. Millionen Mittelmeerurlauber erinnern sich und schmecken die Sonne auf der Zunge. Über sieben Millionen Menschen haben familiäre Wurzeln in Südeuropa. Längst in anderen Weltgegenden beheimatet, schätzen sie immer noch die Speisen dieser kulinarisch reichhaltigen Region. Die kulturelle Brücke hierfür schlägt ein Mittelständler mit türkischen Wurzeln – die in Mannheim ansässige, internationale Unternehmensgruppe SUNTAT.
Der Vollblut-Unternehmer hat als junger Mann selbst noch in den Großmarkthallen Kisten mit Orangen, Zitronen, Auberginen und anderem Gemüse geschleppt. Als Mitgründer und CEO führt Mustafa Baklan heute gemeinsam mit seinen Brüdern Kadir und Halil das Großhandelsunternehmen BLG Kardeşler Lebensmittel-Handelsgesellschaft mbH unter dem Markennamen SUNTAT.
Die kulinarische Brücke schlägt das Unternehmen für mediterrane Lebensmittel von der Türkei aus. Dort betreibt SUNTAT fünf Fertigungsstandorte und liefert den Großteil seines Angebots – ausgenommen sind Fleisch- und Milchprodukte – über ein weltweites Logistiknetzwerk an über 10.000 Märkte und 9.000 Lebensmittel-Filialen aus.
Bestseller, wie Oliven, Bulgur und Linsen, gehen dabei per LKW- und Schiffsfracht inzwischen in 52 Länder Europas, Asiens und Afrikas. Allein in der EU werden 30.000 Einzelfilialen und 15.000 Standorte des Lebensmitteleinzelhandels mit über 3.200 SUNTAT-Artikeln beliefert, die mit einem exotischen Geschmacksversprechen die Verbraucher:innen locken.
Seine Wurzeln hat das erfolgreiche Familienunternehmen bei alledem nie vergessen: Noch heute wird in kleinsten Tranchen auch noch der Gemüsestand an der Straßenecke beliefert – und darauf ist man bei SUNTAT stolz.
Mustafa Baklan hat mit seinen Brüdern aus kleinsten Anfängen heraus ein florierendes Mittelstandsunternehmen mit rund 260 Millionen Euro Jahresumsatz und rund 1.800 Mitarbeitenden weltweit geschmiedet. 300 davon arbeiten in Deutschland. An der Firmenzentrale mit dem wichtigsten Logistiklager für den deutschen Markt im Mannheimer Stadtteil Neckarau fahren inzwischen Lastzüge mit dem Sonnensymbol im Minutentakt aus und ein. Etwa 1.000 Paletten mit SUNTAT-Produkten verlassen die Läger täglich allein für den deutschen Markt.
„Ich hätte nie gedacht, dass unser 1986 gestartetes Unternehmen so schnell die Basis für ein so großes, grenzüberschreitendes Geschäft sein würde. Die nächste Generation der Familie Baklan hat einen hohen Anspruch, den Erfolg von Vätern und Onkeln respektvoll auszubauen“, betont Mustafa Baklan. „Denn wir sind zuletzt jedes Jahr zwischen zehn und 15 Prozent gewachsen“.
Seit mehr als 20 Jahren tüftelt er bereits mit seinen Brüdern und Nachfolge-Experten der HVB an der Übergabestrategie des Global Players. Eine Familienverfassung regelt, dass die Mitglieder des künftigen Führungsteams ein Hochschulstudium absolvieren und die SUNTAT-Arbeitskultur akzeptieren. Jedes Familienmitglied unterschreibt mit mindestens 17 Jahren diese Satzung, will es eine Führungsposition übernehmen.
Eine weitere Option ist langfristig nicht ausgeschlossen: das Familienteam um einen starken, externen Kooperationspartner zu ergänzen, überlegt der Unternehmer. Ganz nach dem Firmencredo: „Türkische Flexibilität und deutsche Disziplin“, für das auch die langjährige Rolle der Managerin Petra Mielke als Finanzvorständin von SUNTAT steht.
„Mein Vater kannte noch den Straßenhandel. Das sind von der Praxis geprägte, kaufmännische Grundlagen, die wir schon als Kinder von unseren Eltern abschauen konnten“, sagt der Sohn Muharrem Baklan, der schon als Jugendlicher im Großmarkt mitgearbeitet hat. Er hat in Köln Wirtschaft studiert, spricht fließend Englisch und ist für das internationale Geschäft von SUNTAT verantwortlich. Seine Schwester Güner Baklan-Koparan ist ebenso im Unternehmen tätig und managt den Vertrieb von SUNTAT in Nordrhein-Westfalen. „Die Fußstapfen sind sehr groß, in die wir treten werden", sagt die verheiratete Mutter von zwei Kindern. Allerdings hat unsere Generation den Vorteil, in beiden Kulturen zu Hause zu sein. Und damit können wir Markttrends besser aufgreifen – zum Beispiel bei Fertiggerichten oder bei veganer oder halal-zertifizierter Ware“, argumentiert die Betriebswirtin.
Schon jetzt arbeiten über 35 Familienmitglieder in der Firma SUNTAT, sei es in Mannheim oder an den Produktionsstandorten und Logistikzentren außerhalb Deutschlands. Ein ausgewählter Kreis der Familie wird SUNTAT einmal steuern.
„Wir haben die Familie – Töchter, Söhne, Nichten und Neffen – im Unternehmen breit integriert, um den ‚SUNTAT-Geist‘ fortzuschreiben“, erklärt Co-CEO, Mitgesellschafter und Vertriebsvorstand Kadir Baklan, dessen Tochter Naciye bereits seit 2011 als Vorstandsreferentin und Leiterin Recht und Compliance sowie als HR-Managerin Verantwortung trägt. Ihr Ziel ist es, dass SUNTAT-Artikel in Zukunft nicht mehr in die Sparte Ethno-Produkte eingeordnet werden, sondern in den Exportländern der Firma wie nationale „Hausmannskost“ geschätzt zu werden.
Bis Australien und Neuseeland liefert SUNTAT mittlerweile. Nach Nordamerika ebenso und auch in Skandinavien sollen demnächst Sucuk-Wurst, Joghurt und Fertiggerichte unter dem SUNTAT-Sonnenlogo angeboten werden. Muharrem Baklan plant als Teil des künftigen Führungsteams auch Expansionsschritte nach Kalifornien und den Sprung in die Asien-Pazifik-Region. „Von Verbrauchern in der Mongolei und Korea erwarten wir eine hohe Nachfrage nach eigens produzierten asiatischen Spezialitäten“, beschreibt der Mannheimer die Vision für seine ersten Schritte in der neuen Geschäftsleitung.
Bei diesem rasanten Wachstum setzt das Unternehmen SUNTAT auf die Beratung und Unterstützung durch Bankpartner. So finanziert die HypoVereinsbank zum Beispiel eine neue Kühlhalle der Firma in Mannheim, die klimaneutral betrieben werden soll.
Der Name SUNTAT besteht aus den ersten drei Buchstaben der zentralanatolischen Kleinstadt Sungurlu, woher die Familie Baklan ursprünglich stammt. Das Kunstwort vollendet sich durch das Anhängsel „Tat“, dem türkischen Wort für Geschmack.
Mitglieder der Familie Baklan haben einst eine ungewisse Reise aus Anatolien nach Mannheim unternommen. Dessen ist sich CEO Mustafa Baklan immer noch bewusst: Als globaler Unternehmer liegen ihm Förderung und Austausch von Türken und Deutschen bei Bildung, Wissenschaft und Forschung deshalb besonders am Herzen.
Mustafa Baklan ist Vorsitzender und Gründungsmitglied des deutsch-türkischen Instituts für Arbeit und Bildung, sponsort einen Lehrstuhl für Doppelqualifikationen und wissenschaftlichen Studienaustausch an der Mannheimer Hochschule für Wirtschaft und Management. Mit zahlreichen Stipendien und Sponsorings von Kindergärten über Sport- und Kulturvereine bis zum Verein „SUNTAT Bildungsbrücke“ setzt sich die Familie für Chancengleichheit bei Kindern mit Migrationshintergrund ein. „Bildung ist für jeden so wichtig, wie etwas Gutes zu essen“, beschreibt Mustafa Baklan die Triebfeder seines sozialen Engagements.