Innerhalb der letzten Jahre hat sich der Markt für grüne Finanzierungen stetig entwickelt, da sowohl Investoren als auch Unternehmen zunehmend auf nachhaltige Projekte setzten. Getrieben wird dieser Trend durch striktere Umweltvorschriften, zunehmende Regulierung und freiwillige Verpflichtungen zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Gemäss der Climate Policy Initiative betrugen die durchschnittlichen jährlichen Finanzströme für Klimaschutz in den Jahren 2021/2022 fast 1,3 Billionen USD, was nahezu einer Verdopplung im Vergleich zu den Jahren 2019/2020 entspricht. Im durchschnittlichen Szenario steigt der jährliche Finanzbedarf für den Klimaschutz dann bis 2030 stetig von 8,1 auf 9 Billionen USD an. Dann springen die geschätzten Bedürfnisse von 2031 bis 2050 auf über 10 Billionen USD jährlich. Dies bedeutet, dass die Finanzströme Richtung Klimaschutz jährlich um mindestens das Fünffache steigen müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.
Die Nachfrage bedingt eine hohe Überzeichnung, und die nützt wiederum den Emittenten, weil sie ihnen eine gewisse Platzierungssicherheit verspricht. Das Exekutionsrisiko ist oftmals geringer, wenn man in der Lage ist, ein Produkt anzubieten, das eine nachhaltige Relevanz aufzeigt.
Ja, das kann man nicht bestreiten. Viele Unternehmen schreckt der zusätzliche Aufwand ab, der damit verbunden ist. Denn ganz gleich, für welches Produkt sie sich entscheiden, müssen sie ja gegenüber ihren Banken und den Investor:innen nachweisen, dass sie das Versprochene auch umsetzen. Das heißt, eine grüne Finanzierung zieht auf jeden Fall gewisse Dokumentations- und Nachweispflichten nach sich. Mit links kann man grüne Finanzierungen nicht einfach so mitnehmen. Es ist keine profane Aktivität.
Na ja, schlussendlich ist die Entscheidung, jemandem Geld zu leihen, immer noch in erster Linie eine Kreditentscheidung. Entsprechend kann sich unter Umständen eine höhere Nachfrage von Investoren oder höheres Interesse der Banken an nachhaltigen Finanzierungen positiv auf die Finanzierungskosten auswirken .
Emittenten können zum Beispiel bei einer Überzeichnung möglicherweise mit einer geringeren Neuemissionsprämie gegenüber einer Standardanleihe rechnen. Das ermöglicht es in der Regel, zumindest die zusätzlichen Kosten für eine grüne Anleihe wieder reinzuholen.
2016 finanzierten wir die Übernahme eines spanischen Wettbewerbers durch die Nordex, einem norddeutschen Hersteller von Windturbinen. Dies gelang mit einem grünen Schuldschein über 550 Millionen Euro, in dem genau festgeschrieben war, wofür die Mittel verwendet werden sollen. Damit waren wir die erste deutsche Bank, die einen grünen Schuldschein auf den Markt gebracht hat.
Absolut. Der Schuldschein ist ein wunderbares Finanzinstrument, weil er so flexibel ist. Man kann ihn auch an Kriterien wie ESG-Ratings oder andere KPIs binden und erfolgsabhängig gestalten. All das ist möglich. Dies gilt allerdings auch für klassische Bankkredite.
Ja absolut, das kommt durchaus öfters vor. Wenn ein Projekt keine Relevanz für Nachhaltigkeit hat, ist es besser, von grünen Finanzierungsinstrumenten die Finger zu lassen. Andernfalls laufen die Kund:innen Gefahr, des Greenwashings bezichtigt zu werden. Und das wäre am Ende weder gut für sie noch gut für uns als Bank, die sie beraten hat. Auch die Nachhaltigkeitsinvestor:innen, welche das Produkt in gutem Glauben gekauft haben, weil es „grün“ betitelt wurde, muss sich Interessensvertreter:innen gegenüber rechtfertigen. Das nützt also am Ende keinem, dafür sind die Reputationsrisiken viel zu hoch.
Deshalb ganz klar: Grüne Finanzierungen sind ein tolles Instrument, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu verbessern. Für alles andere sollte wie gehabt auf die üblichen Standardfinanzierungen zurück gegriffen werden.