Werden Arztpraxen zum Ladenhüter? Insbesondere in ländlichen Gebieten herrscht ein Überangebot an Praxen, die keine Abnehmer finden. Eine erfolgreiche Nachfolgeregelung braucht daher eine gute Vorbereitung.
Auf Deutschland kommt eine Welle von Praxisaufgaben zu. Der Grund: Die Mehrzahl von Deutschlands Ärztinnen und Ärzten sind bereits lange im Job. Sie sind im Durchschnitt bereits 54,1 Jahre alt und nähern sich der Rente.
Auf der anderen Seite herrscht ein Mangel an Ärztinnen und Ärzte, die eine eigene Praxis eröffnen möchten.
„Es besteht eine regelrechte Lücke zwischen Angebot und Nachfrage“, sagt Professor Dr. Wolfgang Merk, Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen und Praxen im Gesundheitswesen. Das gefährdet nicht nur emotional das Lebenswerk von vielen Mediziner:innen oder Psychotherapeut:innen. „Verläuft die Praxisabgabe nicht erfolgreich, hat das auch massive Auswirkungen auf deren Altersvorsorge“ sagt der Experte aus München.
Beispiel Zahnärzt:innen: Seit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz von 2007 können Zahnärzt:innen frei entscheiden, ob sie den Beruf selbstständig oder in einem Angestelltenverhältnis ausüben möchten. Viele entscheiden sich gegen die Risiken und Herausforderungen der Selbstständigkeit und lassen sich lieber anstellen. Dadurch haben sich die Verkaufsmöglichkeiten für Zahnarztpraxen gravierend verschlechtert.
Der Nachfolge-Gap entsteht zudem in den ländlichen Gebieten, insbesondere bei den Hausärzt:innen. Grund dafür ist für Merk der Urbanisierungstrend. „Heute ist es so, dass die Partnerin oder der Partner einer Ärztin oder eines Arztes typischerweise Akademikerin oder Akademiker ist“, sagt Merk. Hat nun der oder die Mediziner:in Interesse, fernab einer größeren Stadt tätig zu werden, dann sei die Partnerin oder der Partner immer seltener bereit, sich ebenfalls zu verändern und diesen Schritt mitzugehen. Daher gehe der Trend eher zu Gemeinschaftspraxen oder MVZ in den Städten.
Dennoch hat generell die freiberufliche Tätigkeit einen großen Wert. Experte Merk verweist darauf, dass es etwa für junge Oberärzt:innen, die sich im Krankenhaus für Chefärzt:innen abrackern, gute Gründe gebe, sich selbstständig zu machen:
Merk: „Das Insolvenzrisiko einer normalen Praxis liegt bei etwa 0,1 Prozent“. Darin eingerechnet sind bereits die privaten Insolvenzursachen, die nichts mit dem Unternehmen Arztpraxis zu tun haben.
Das Fazit des Experten: Ärzt:innen, die ihre Praxis abgeben wollen, sollten marktrelevante Faktoren berücksichtigen und sich in die Perspektive der Käuferin oder des Käufers versetzen. Darüber hinaus spielen betriebswirtschaftliche Größen wie Umsätze und Kosten bei der Berechnung des Praxiswerts eine wichtige Rolle. Kund:innen der HypoVereinsbank (HVB) können dabei den Praxisvergleichsrechner der Bank in Anspruch nehmen. Dieser hilft dabei zu erkennen, wo die Praxis im Vergleich zu der von Kolleg:innen steht und wo Optimierungspotenzial besteht.
Merk warnt dabei davor, darauf zu vertrauen, dass eine eigene Praxis eine gute Altersvorsorge bedeute. „Sicherheit hat bei der Altersvorsorge oberste Priorität. Wenn man 30 oder 35 Jahre alt ist und eine Praxis kauft, kann man nicht seriös einschätzen, welchen Verkaufserlös man 30 Jahre später dafür erzielen wird“, ergänzt der Sachverständiger.
Was sollten Praxisabgeber:innen beachten? Drei Punkte sind bei der Übergabe besonders wichtig, sagt Professor Dr. Wolfgang Merk, Sachverständiger für die Gesundheitswirtschaft.
Dass es vor allem in den Ballungszentren ein reges Interesse gibt, eine Arztpraxis zu kaufen, kann Ronny Heuer, Koordinator Region Ost, bestätigen. Doch sei der Übergabeprozess wegen der hohen gesetzlichen Anforderungen komplex. „Ärzt:innen, die ihre Praxis übergeben möchten, sollten für diesen Prozess bis zu fünf Jahre einplanen“, rät der Experte.
Wichtig sei es für Abgeber:innen, eine Strategie zu entwickeln, um die Praxis für die Übergabe attraktiv zu machen und sich dabei die andere Seite – die Bedürfnisse der Praxisgründer:innen – genau anzuschauen. Dazu bietet die HVB Seminare an. Die Bank arbeitet dazu mit Netzwerkpartner:innen wie Steuer- und Unternehmensberater:innen sowie Rechtsanwält:innen zusammen.
Besonders wichtig sei es, die Praxis nicht einfach auslaufen zu lassen, sondern bis zum letzten Tag mit voller Kraft und gewissenhaft zu führen, unterstreicht Trapp.
Dazu gehöre auch, die Praxis – inklusive Personal und technischer Ausrüstung – auf dem neuesten Stand zu halten. „Die Praxis sollte bis zuletzt für die Patient:innen – und somit auch für potenzielle Übernehmer:innen - attraktiv bleiben. Dies sei eine Grundvoraussetzung dafür, einen angemessenen Verkaufserlös zu erzielen, der in etwa den Vorstellungen entspricht“, sagt Heuer.
Das Wichtigste für die HVB bei der Praxisfinanzierung ist ein gutes Konzept – das gilt sowohl für Übergeber:innen als auch für Übernehmer:innen. Im Vergleich dazu sind die Sicherheiten, die die Bank benötigt, weit weniger relevant. „Das Motto lautet stets: unternehmerisch denken! Wer dies beherzigt, ist bei der Finanzierung auf einem guten Weg“, erläutert Experte Heuer.
„Wir als Kreditgeber sitzen mit unseren Kund:innen in einem Boot. Mit dem Vertrauen, das wir in Form der Finanzierung in Kund:innen setzen, beteiligen wir uns quasi an dem Unternehmen, das wir finanzieren. Und wir stehen unseren Kund:innen zur Seite, damit das ‚Unternehmen Praxis’ erfolgreich ist.“
Die HypoVereinsbank berät mit ihren Spezialist:innen seit mehr als 25 Jahren Kund:innen aus dem Gesundheitssektor. Die älter werdende Bevölkerung, der technische Fortschritt, das steigende Interesse an Fitness, Erholung und gesunder Ernährung sind nur einige von vielen Faktoren, die den Boom der Branche dokumentieren. Im ambulanten Sektor gehört die HVB hierzulande zu den Top-Spezialist:innen.