Wenn das Eigenkapital für die Firmenübernahme nicht reicht, geht es nicht ohne Kredit, richtig? Falsch. Zum optimalen Finanzierungsmix gehören auch Förderungen, Zulagen und andere Zuschüsse.
Jedes Unternehmen hat seinen Preis. Ob Übernehmer:innen nun aus der Familie kommen, aus dem Unternehmen selbst oder von außerhalb – in der Regel müssen die Nachfolger:innen den Übernahmepreis für ihr neues Unternehmen finanzieren. In den seltensten Fällen ist dies allein aus Eigenmitteln möglich. Aber es gibt interessante Alternativen.
Wer über ausreichend Vermögen verfügt, kann die Übernahme ohne fremde Geldmittel realisieren. Möglicherweise lässt sich auch der Cashflow des übernommenen – oder eines eigenen, bereits vorhandenen – Unternehmens dafür nutzen. Schenkungen aus dem familiären Umfeld können diese Mittel aufstocken.
Wenn nicht genügend eigene Mittel eingesetzt werden können, ist eine Beimischung von eigenkapitalähnlichen Mitteln eine gute Alternative.
Diese eigenkapitalähnlichen Mittel kommen beispielsweise von mittelständischen Beteiligungsgesellschaften oder Business Angels, also erfolgreichen, etablierten Unternehmer:innen. Diese bringen Kapital und Know-how in das Unternehmen ein. So werden Übernehmer:innen nicht nur bei rein finanziellen Aspekten unterstützt, sondern bei Bedarf auch in fachlicher Hinsicht bei der Umsetzung ihres Vorhabens.
Auch bei kleinen und mittleren Unternehmen wird es nicht immer ganz ohne Fremdkapital bei der Finanzierung der Unternehmensnachfolge gehen. Das betrifft nicht nur den Kaufpreis. Bei einer Übernahme fallen oft auch andere Kosten an, so zum Beispiel für Ersatzinvestitionen oder Modernisierungsmaßnahmen.
Positiv: „Die Sicherung der Unternehmensnachfolge hat auch auf politischer Ebene eine hohe Bedeutung“, sagt Drinhaus. „Daher stehen für diesen Bereich vielfältige öffentliche Fördermittel zur Verfügung.“
So gibt es Bundesprogramme der KfW, beispielsweise den ERP-Gründerkredit StartGeld (Für Gründungen bis 125.000 Euro) den ERP-Förderkredit KMU für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, den „KfW-Förderkredit großer Mittelstand“ für Unternehmen bis EUR 500 Mio Jahresumsatz sowie Gründerkredite, Regionalförderungen und meist noch günstigere Programme der Landesförderinstitute.
Erfahrene Fördermittelexpert:innen prüfen gemeinsam mit den Gründungs- und Nachfolgespezialist:innen der HVB jede Übernahmefinanzierung daraufhin, ob Förderprogramme mit den jeweiligen Konditions- und Zuschussvorteilen eingesetzt werden können. Aus den verschiedenen Programmen stellen die Expert:innen eine auf den Kunden zugeschnittene Förderstruktur für die Finanzierung der Unternehmensnachfolge zusammen..
Ihre Fördermöglichkeiten zur Finanzierung der Unternehmensnachfolge:
„Wir entwickeln den Fördermix, der zu der Cash-Flow-Erwartung des Unternehmens passt“, sagt Drinhaus. „Dabei handelt es sich nicht um ein Standard-Kreditprodukt der Bank oder eine software-basierte Lösung von der Stange. Stattdessen erhalten unsere Kunden eine individuelle Beratung auf Grundlage langjähriger Erfahrung.“ Natürlich gibt es nach wie vor auch den klassischen Kredit.
Die Struktur des Fördermix hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist die Cash-Flow-Erwartung des Unternehmens. Expert:innen setzen bei dessen Ermittlung auf langjährige Erfahrung und individuelle Betreuung.
Unternehmer:innen reichen Businessplan, Rentabilitäts-, Liquiditäts- und Finanzierungsplan ein. „Unverzichtbar ist ein persönlicher Termin“, sagt Drinhaus. „Wir sehen uns das Unternehmen erst an, bevor wir die Finanzierung übernehmen.“ Als Vorlaufzeit seien etwa zwei bis drei Monate üblich, um alles optimal vorzubereiten.
Das Weiterleiten der Förderanträge und Bewilligen der Finanzierungsmittel, beispielweise durch die KfW, beansprucht hingegen in der Regel nur zwei bis vier Wochen. Wenn sie selbst Risikoanteile übernehmen sollen, benötigen die Förderinstitute fallweise auch mehr Zeit für die eigene Prüfung, so der Experte.
„Wir sehen uns erst die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens an“, sagt Fördermittelexperte Drinhaus. „Und prüfen dann, ob wir uns noch weiter absichern müssen, beispielsweise mit Bürgschaftsbanken oder wir nutzen eine anteilige Haftungsfreistellung.“
„Förderkredite sind wie ganz normale Bankdarlehen auch zu besichern, weil Banken diese Mittel im Prinzip nur durchreichen“, erklärt Drinhaus. So stellt beispielsweise die KfW den Banken eine günstige Refinanzierung zur Verfügung, die die jeweilige Bank an den Unternehmer weiterleitet. Die Bank muss allerdings ihre Rückzahlungsverpflichtung gegenüber der KfW erfüllen, unabhängig davon, ob der Unternehmer:innen wiederum seinen Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber der Bank nachkommt oder nicht. Daher benötigt die HVB auch bei Förderkrediten bankübliche Sicherheiten und führt eine Bonitätsprüfung des Übernehmer:innen durch.
Wenn ein:e Übernehmer:in keine Sicherheiten für die Finanzierung der Unternehmensnachfolge hat, greift die Hausbank bei Bedarf auch auf Bürgschaftsbanken zurück, um eine Finanzierung dennoch möglich zu machen.
Bürgschaftsbanken sind Selbsthilfeeinrichtungen des Mittelstandes, an denen Wirtschaftskammern, Verbände und Innungen, Banken und Sparkassen sowie Versicherungsunternehmen beteiligt sind. Sie sind für die mittelständische Wirtschaft im jeweiligen Bundesland tätig. Bürgschaftsbanken können fehlende Sicherheiten durch Ausfallbürgschaften gegenüber der finanzierenden Bank ersetzen. Wenn eine Übernahmefinanzierung ansteht und Übernehmer:innen keine Sicherheiten stellen können, kann die HVB an eine Bürgschaftsbank, etwa in Bayern die Bürgschaftsbank Bayern GmbH, herantreten und darum bitten, dass die Bürgschaftsbank einen Teil des Finanzierungsrisikos abdeckt. Dies ist möglich, weil sie Rückgarantien des Bundes und der Länder hat und weil sie Sicherheiten anerkennt, die eine herkömmliche Bank in der Regel nicht als werthaltig einstufen kann.
Neben Bürgschaften von Bürgschaftsbanken gibt es weitere öffentliche Bürgschaften des Bundes und der Länder, die in der Regel für die Absicherung größerer Risiken (ab 2 Millionen Euro) genutzt werden können.
Bei Mittelständlern und großen Unternehmen ab einem Kaufpreis von 20 Millionen Euro schlägt die Stunde von M&A, Mergers und Acquisitions (Englisch für Fusionen und Unternehmenskäufe). Ein komplexer Prozess, der am besten von Expert:innen vorbereitet und begleitet wird. Die HVB bietet hier ein ganzheitliches Konzept auch für den Mittelstand an. Dieses reicht von der langfristigen Beratung bis zur Finanzierung.
„Die Nachhaltigkeit der Ertragskraft des Unternehmens ist besonders wichtig, wenn wir mit potenziellen Firmenerwerber:innen über die sogenannte Akquisitionsfinanzierung sprechen“, sagt Bernhard Wochinger, Experte für M&A bei der HypoVereinsbank (HVB).
So richten sich die strukturierten Kreditprodukte der Bank nicht nach den üblichen Sicherheiten – was im Dienstleistungsbereich ohnehin nicht machbar ist –, sondern nach der Qualität und Belastbarkeit des Businessplans. Konkret geht es dabei um die Kapitaldienstfähigkeit und Mindest-Finanzkennzahlen („Covenants“) des Unternehmens, die zu jedem Zeitpunkt gegeben sein müssen. „Haben Unternehmer:innen bisher immer nur aus dem Bauch heraus entschieden, müssen sie jetzt vorab einen Businessplan erstellen, sonst würde die Akquisitionsfinanzierung nicht funktionieren“, so Wochinger.