Die HypoVereinsbank hat in der Studie "Ökonomie der Nachhaltigkeit" Thesen aufgestellt, die in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsagentur sustainable durch Interviews mit erfahrenen Expert:innen aus den Bereichen Technologie, Finanzen, Beratung und Forschung für Unternehmer:innen und Investor:innen aufbereitet wurden. Diese Thesen bieten Einblicke, wie Unternehmer:innen und Anleger:innen die nachhaltige Transformation gezielt für ihren wirtschaftlichen Erfolg nutzen können.
Chancen und Risiken bestehender Geschäftsmodelle von Unternehmen haben sich noch selten zuvor so rasch gewandelt. Während sich Verbrauchs- und Nutzungsgewohnheiten für viele Produkte rasant verändern, stellen gleichzeitig Rohstoff- und Energieunsicherheit, disruptive Technologiesprünge, Preissteigerungen und Fachkräftemangel aber auch geopolitische Erschütterungen die Eckpunkte, zwischen denen Firmen ihre Zukunftsstrategien formulieren müssen.
Parallel drängen Gesetzgeber, Regulierungsbehörden, Verbraucher:innen, Kapitalgeber:innen und die breite Öffentlichkeit Firmen immer stärker dazu, ihr unternehmerisches Engagement, unterstützt von ihren Finanzierungspartnern, in ökologisch und gesellschaftlich nachhaltige Geschäftsmodelle zu überführen. Unternehmen müssen etwa künftig berichtspflichtige Strategiepfade zu Aspekten wie Klimaneutralität der Fertigungsprozesse und Produkte, Kreislaufwirtschaft und Rohstoffmanagement in der Produktion aufzeigen – aber auch ihre Kapitalbasis nachhaltig gestalten.
Die HVB-Studie „Ökonomie der Nachhaltigkeit” hinterlegt ihre 9 Kernthesen aus zahlreichen Expert:innen-Interviews zu den Erfolgsfaktoren nachhaltiger Geschäftsmodelle mit Hintergrundfakten, vertiefenden Erkenntnissen und Daten.
Diese Aufbereitung macht die Aussagen für die praktische Nutzung durch Unternehmer:innen einerseits anwendbar. Für Anleger:innen liefert die Studie Informationen darüber, wie sich Firmen im Zuge des nachhaltigen Umbaus der Wirtschaft neu ausrichten, um damit neue Renditechancen für Eigen- oder Fremdkapital aufzuzeigen.
Nachhaltige Geschäftsmodelle gedeihen nicht überall
Gesetzgebung, Regulatorik, Rohstoffangebot, Technologiewissen müssen zusammenpassen, damit der Einstieg in langfristig tragfähige Fertigungsprozesse, Produkt- und Serviceangebote gelingt. Der staatliche und geographische Rahmen verschafft die entscheidenden Vorteile bei der nachhaltigen Transformation.
Transformativ werden statt „transitional“ bleiben
Jedes Unternehmen muss heute bereits die Weichen stellen für die richtige Mischung an zukunftsfähigen Technologien und dazu passenden operativen Betriebsabläufen. Technologisch transformative Geschäftsmodelle, die auch gesellschaftlich verändertes Verhalten hervorrufen, haben dabei die größten Erfolgsaussichten.
Noch kaum zuvor mussten Unternehmensstrategen so weit nach vorne blicken
Es wird für Unternehmen zunehmend erfolgsentscheidend, bereits heute die Trends bei Effizienzgewinnen, Marktumbrüchen, Disruptionen, Wettbewerb und Innovationssprüngen weit in die Zukunft zu denken, um darüber zu tatsächlich nachhaltigen Geschäftsmodellen zu gelangen.
Fremdkapital- und Eigenkapitalgeber werden zu Haupttreibern der Transformation
Kreditinstitute, Vermögensverwalter:innen und Private-Equity-Firmen sorgen für die ESG-Kompatibilität ihrer Kreditbücher und Assets – sie werden damit zum zentralen Transformationsimpuls für den Unternehmenssektor, der konventionelle Finanzierungen zum Auslaufmodell macht.
ESG-Ratings werden mehr denn je zum Schlüssel nachhaltiger Geschäftsmodelle
Um nicht vom Kapitalmarkt abgeschnitten zu werden, müssen sich auch Mittelständler mit dem Thema ESG-Rating auseinandersetzen – denn die Gewährung „grüner“ Finanzierungen und die staatliche Förderungspraxis werden immer stärker auf die Vergleichbarkeit von ESG-Ratings setzen.
Internalisierte Kosten werden zum zentralen Druckpunkt des Wandels
Neben neuen Randbedingungen wie Berichtspflicht, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und EU-Taxonomie werden vor allem direkte regulatorische Kostenanreize zum Haupttransformationstreiber – etwa über die Bepreisung von CO2 oder die Vorteile von Green-Finance-Lösungen
Netzwerke und Kreislaufwirtschaft werden die Branchen neu sortieren
Ausgehend von nachhaltigen Energiequellen sowie von der künftigen Einbettung in umfassende Recycling- und Rohstoffströme, werden Branchen ihre Standorte neu wählen und sich zu neuen Netzwerkclustern gruppieren.
Nachhaltigkeit in den Geschäftsmodellen beginnt bei der Energiewende
Der Einstieg in nachhaltige Geschäftsmodelle beginnt für Industrie- aber auch Dienstleistungsunternehmen vor allem mit der Verwendung technologisch bereits ausgereifter regenerativer Energien.
Die Industrienationen treiben den Wandel im Rest der Welt
So, wie konsumstarke Verbraucher:innen innergesellschaftlich als Transformationstreiber „nach unten“ wirken, werden auch die Industrienationen erfolgreich bei nachhaltigen Geschäftsmodellen vorangehen und andere Wirtschaftsräume mitziehen.
Zehn exklusive Wort-für-Wort-Interviews mit unseren Expert:innen bieten weiterführende Hintergründe zum Thema „grüne“ Transformation von Wirtschaft und Kapitalmärkten.
Als ausgeprägter Tenor der Befragung stellt sich heraus, dass es sich für Unternehmer:innen und Investor:innen gleichermaßen lohnt, perspektivisch noch viel weiter als bisher nach vorne zu blicken. Mögliche Zukunftstrends über Energiequellen, Rohstoffeinsatz, Verbrauchertrends müssen schon heute rational sortiert und analysiert werden, um Entscheidungen über Investitionen in nachhaltig tragfähige Geschäftsmodelle treffen zu können – und die Gefahr zu minimieren, als Verlierer aus der Transformation des Unternehmenssektors hervorzugehen.