RAPS wirtschaftet selbst dort, wo der Pfeffer wächst. Würzmischungen, Öl, Vanille: Das Familienunternehmen ist ein „Ingredientspezialist“. 60 Prozent des Umsatzes fallen im Ausland an. Damit verbunden sind Währungsrisiken. Eine Hedging-Policy gibt vor, wie diese abzusichern sind. Martin Vonmetz, Leiter Finanz- und Rechnungswesen bei RAPS, schildert im Interview, wie es dazu kam.
Metzger:innen, Restaurantköch:innen und die Lebensmittelindustrie sind seit mehr als 90 Jahren Kund:innen der RAPS GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen aus Kulmbach bietet vieles, was den Geschmack verfeinert. Im Sortiment sind zum Beispiel vegane Grillprodukte auf Basis von Erbsenprotein, Basilikumöl oder Bourbonvanille. RAPS hat einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro und beschäftigt mehr als 900 Mitarbeiter:innen.
Das Unternehmen kauft seine Rohstoffe weltweit ein. Gefertigt wird an drei Produktionsstandorten: in Kulmbach, in Versmold und in Obertrum in der Nähe von Salzburg. Die wichtigsten Absatzmärkte außerhalb der Eurozone sind der gesamte osteuropäische Raum, Großbritannien, Tschechien und die Schweiz. Rund 60 Prozent des gesamten Umsatzes erzielt RAPS im Ausland. Damit verbunden sind Währungsrisiken, die die Unternehmensgruppe seit Januar 2015 anhand einer Heding-Policy bzw. effektiven Kurssicherungsstrategien absichert.
Risiken entstehen für uns beim Einkauf der Rohstoffe und beim Verkauf unserer Produkte. Wir bezahlen unsere Rohstoffe überwiegend in US-Dollar und haben uns deshalb immer schon gegen Schwankungen des Dollarkurses abgesichert. Schmerzhafte Erfahrungen haben wir im Vertrieb gemacht. Dort waren wir den Kursschwankungen in der Vergangenheit ausgeliefert. Unsere Tochtergesellschaften verkaufen zum Beispiel in Pfund oder in Schweizer Franken.
Quelle: Statista
Zunächst einmal ist die Schwankung des Dollarkurses für uns volumenmäßig das größte Einzelrisiko. Hinzu kommt, dass das Währungsrisiko beim Verkauf zunächst in den einzelnen Landesgesellschaften anfiel. Der Effekt war in der Zentrale nicht unmittelbar spürbar.
Unser Ziel war, die Kolleg:innen vor Ort zu entlasten. Landesgesellschaften, deren einziger Zweck der Vertrieb unserer Produkte ist, sollten sich nicht mit Kursschwankungen und deren Vermeidung beschäftigen müssen, sondern sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe, den Verkauf, konzentrieren können. Zudem wollten wir das Wissen rund um die Währungsabsicherung in Kulmbach bündeln.
Für das Konzept, die Abstimmung mit der Geschäftsführung und die Freigabe haben wir drei Monate benötigt. Wenn man sich dem Thema mit Muße und Verstand nähert, im Währungsmanagement erfahren ist und sich darauf konzentriert, ist das in dieser Zeit möglich. Man braucht Sparringspartner. Für uns war das Matthias Siewers, der Währungsexperte der HypoVereinsbank in Nürnberg. Die Vorlage der Bank, wie eine Hedging-Policy aussehen kann, hat uns sehr geholfen.
Die Policy muss mit Leben gefüllt werden. Wir haben die benötigten Währungsvolumina erhoben. Man braucht zusätzliche Fremdwährungskonten. Darüber hinaus ist für uns wichtig, dass die Fremdwährungskonten – genau wie unsere Euro-Konten – direkt an das ERP-System angebunden sind, um die automatische Verbuchung der Geschäftsvorfälle auf den Währungskonten sicherzustellen.
Quelle: Statista
Vor der Umstellung haben zum Beispiel die Kolleg:innen in Großbritannien eine Rechnung der Zentrale in Euro bekommen und die Ware in Pfund verkauft. Sie konnten taktieren, wann sie ihre Pfund in Euros tauschen. Sie mussten aber auch in zwei Währungen denken. Jetzt stellt die Zentrale die Rechnung in Pfund und die Kolleg:innen konzentrieren sich auf ihre Aufgabe, den Vertrieb. Sie haben diese Umstellung begrüßt und positiv aufgenommen.
Wir arbeiten mit einem fixierten Kurs, einem Plankurs, den wir mit Sicherungsgeschäften bei der HypoVereinsbank unterlegt haben. Die Tochtergesellschaften nehmen ihre Waren von der Muttergesellschaft zu einem festen Preis ab. Vor ein paar Jahren hob die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs für den Euro auf. Der Franken wertete auf und die Schweizer Kolleg:innen hätten – wenn wir beim alten System geblieben wären – Währungsgewinne erzielen können. Da trauerten schon manche der alten Situation nach.
Wir weisen das Ergebnis aus unseren Sicherungsgeschäften separat aus und zeigen den Sicherungsgewinn oder -verlust. Das ist komplex und muss erklärt werden. Ich beobachte, dass es natürlich leichter ist, einen Sicherungsgewinn mitzunehmen, als einen Sicherungsverlust zu akzeptieren.
Der entscheidende Vorteil einer Policy ist, dass wir dokumentiert haben, was der Grundgedanke war und ist. Zudem haben wir den Vertrieb entlastet. Der dritte Punkt ist, dass wir wie geplant das Know-how der Währungsabsicherung in Kulmbach bündeln.
Wenn man von Nachteilen sprechen möchte, dann ist der Aufwand zu nennen. Wir müssen die Hedging-Policy aktualisieren, die Plansicherungsvolumen definieren, die Entscheidungsvorlage schreiben und die Sicherungsgeschäfte durchführen. Das ist ein turnusmäßig auftretender Aufwand.
Die Vorteile einer Hedging-Policy überwiegen!