Kraftsparend und mit Präzision wiegt Felix Ahlers das lange Kochmesser quer zur Lauchstange. Frisch und hellgrün legen sich, eins ums andere, die Gemüserädchen auf’s Brett. So routiniert schneiden nur Küchenvollprofis – und wohl auch nur die wenigsten Vorstandschef:innen von Mittelstandsunternehmen in Deutschland.
Doch Felix Ahlers beherrscht beides. In Paris hat er in einem Zwei-Sterne-Spitzenrestaurant das Kochhandwerk gelernt – um danach in Bremerhaven den Hersteller von Tiefkühlprodukten FRoSTA auf Erfolgskurs zu bringen – mit Gerichten, die völlig frei von Zusatzstoffen, Aromazusätzen, Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Enzymen sind, und einer Nachhaltigkeitsstrategie, der kaum ein anderes Unternehmen der Lebensmittelindustrie das Wasser reichen kann.
Ahlers, damals verantwortlich für das Marketing, hat 2003 ein striktes Reinheitsgebot bei FRoSTA eingeführt und damit sämtliche künstlichen Zusatzstoffe in den Ruhestand geschickt. „Wir glauben an die ursprüngliche Küche und bereiten Gerichte wie in einem guten Restaurant oder zu Hause zu – nur im großen Stil“, berichtet der Vorstandschef, der das Familienunternehmen seit 2010 führt. „Deshalb hatten fortan Köche und nicht mehr Lebensmittelchemiker darüber zu entscheiden, was in unseren Fischstäbchen oder Fertiggerichten enthalten ist.“
Der Fokus von FRoSTA auf nachhaltige Tiefkühlkost passt sich nahtlos in den globalen Megatrend ein, durch eine bewusstere Lebensweise den Klimawandel auf der Erde abzubremsen. Der Erfolg dieser Strategie hat sich für die Firma und ihre 1.700 Mitarbeiter:innen inzwischen längst eingestellt. Das Bremerhavener Unternehmen wird ob seiner zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen ein ums andere Mal mit Preisen ausgezeichnet – zuletzt 2024 als Sieger beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis.
Allein in den vergangenen sechs Jahren ist der Umsatz auf 639 Millionen Euro (2023) gestiegen. Doch das war nicht immer so. Nach der Einführung des Reinheitsgebots brach der Umsatz der FRoSTA Produkte um 40% ein und das Familienunternehmen machte 2003 erstmals einen Verlust in Höhe von 7,7 Millionen Euro. Felix Ahlers glaubte aber damals weiterhin fest daran, das Richtige zu tun: „Statt jedes Jahr unsere Produkte immer billiger herzustellen und zu diesem Zweck immer mehr Zusatzstoffe einzusetzen, wollten wir lieber Gerichte entwickeln, wie wir sie selbst kochen würden und die uns einfach besser schmecken.“
Und dies zeigt sich auch bei bestimmten Tätigkeiten in der Produktion. Obwohl FRoSTA auch hier inzwischen zunehmend die Vorzüge der Digitalisierung nutzt, um mühsame und zeitintensive Tätigkeiten zu automatisieren, halten die Bremerhavener bewusst an Ausnahmen fest. Die Beimischung von Gewürzen beispielsweise, die heute noch einzeln, behutsam und mit viel Sorgfalt von Hand erfolgt.
Ahlers fungiert bei FRoSTA als Chefstratege. Er treibt den Umbau des Lebensmittelherstellers Stück für Stück voran, kennt Details, die Verbraucher verblüffen. Etwa dass der längere Transportweg eines Lebensmittels einen geringeren CO2-Fußabdruck hinterlassen kann als der Einsatz von Düngemitteln beim Anbau in der Region. Oder dass die Tiefkühlung von Lebensmitteln in der Regel weniger Energie verbraucht als deren außersaisonale Züchtung im Treibhaus. Die FRoSTA Kühlhäuser laufen längst alle mit grünem Strom, statt Firmenwagen erhalten Mitarbeiter:innen Mobilitätskarten zur Nutzung des Nahverkehrs oder zum Kauf eines Jobrads, den Chef selbst sieht man fast nur auf dem Faltrad in Diensten der Firma unterwegs und FRoSTA hat es als erster Hersteller geschafft, Tiefkühlgemüse in Papierbeuteln abzufüllen – einem Material, das bei Produkten mit Öl oder Flüssigkeit lange überhaupt nicht in Frage kam. Das Credo des FRoSTA-Chefs: „Alle Prozesse werden permanent auf ihre Nachhaltigkeit hinterfragt. Jede:r einzelne Mitarbeiter:in von uns ist für unsere Nachhaltigkeit verantwortlich, egal ob es um neue Verpackungen geht oder darum, abends das Licht auszuschalten“, so Felix Ahlers.
Diesen Grundsatz demonstriert FRoSTA auch nach außen. Auf den Tiefkühlpackungen des Unternehmens finden Verbraucher detailliert die Herkunft jeder Zutat genannt. Und über QR-Codes sind auf der Firmenwebseite die einzelnen CO2-Fußabdrücke von jedem einzelnen Lebensmittel der FRoSTA Gerichte einsehbar. Es sind Daten, die Ahlers mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Öko-Institut und dem WWF penibel aufbereitet hat. „Nur wenn wir wissen, wo klimarelevante Emissionen entstehen, können wir sie reduzieren“, argumentiert der FRoSTA Chef.
Unternehmerischer Mut und grüne Überzeugung benötigen indes auch fähige Bankpartner. „Banken haben einen wichtigen Einfluss auf den umweltfreundlichen Umbau der Wirtschaft“, meint Felix Ahlers. Das beginne schon bei der Haltung der Berater:innen. Und bei der Bereitschaft einer Bank, klimafreundliche Investitionen besonders langfristig zu fördern, gerade weil sich deren Rentabilität oft erst später zeige.
„Unternehmen wie FRoSTA faszinieren uns“, sagt Jan Woltemath, Berater für Unternehmenskunden in der HypoVereinsbank Niederlassung Bremen. „Weil sich deren Ziele genau mit unseren decken. Denn wie FRoSTA sind auch wir davon überzeugt, dass sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht ausschließen. Als Bank beschäftigen wir uns schon sehr lange mit dem Thema Nachhaltigkeit, sie ist Teil unserer DNA. Hierfür bieten wir nicht nur vielfältige Lösungen auf der Finanzierungs- und Anlageseite, sondern auch ein enormes Branchenwissen in unseren Kompetenzzentren. Dieses Beratungs-Know-how kommt bei unseren Kund:innen erfreulich gut an und wird auch immer stärker nachgefragt.“